Metadata: Der rückschauende Kopf. Basaitis Berufung der Söhne des Zebedäus und Platons Kugelmenschenmythos
Monograph
- Persistent identifier:
- 0063706
- Title:
- Der rückschauende Kopf. Basaitis Berufung der Söhne des Zebedäus und Platons Kugelmenschenmythos
- Publisher:
- KHM-Museumsverband
- Document type:
- Monograph
- Collection:
- Electronic Publications
- House Publications
- Publication year:
- 2024
- Copyright:
-
Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0)
-
KHM-Museumsverband
- Abstract:
-
In Marco Basaitis Gemälde Berufung der Söhne des Zebedäus (Wien, Kunsthistorisches Museum, Öl auf Pappelholz, signiert, datiert 1515) finden sich an einem um die zentrale Evangelienszene gemalten Architekturrahmen zwei nur in Weiß und Grau als Grisaillen ausgeführte männliche Aktfiguren. Auffällig ist dabei der anscheinend verkehrt aufgesetzte Kopf des linken Grisaillemannes, der einen Hinweis auf Platons Kugelmenschenmythos im Symposion liefert (siehe die Zusammenfassung der Forschungsergebnisse und die ausführliche Argumentation im verlinkten Beitrag). Dieser antike und in der Renaissance jedem humanistisch Gebildeten bekannte literarische Mythos erklärt den Ursprung der Liebe und charakterisiert insbesondere die homosexuellen Männer als die edelsten und mannhaftesten. Hier liegt das Problem: Als das Gemälde entstand, war im Gegensatz zur Antike Homosexualität verboten, weil sie als Sünde galt, und wurde strafrechtlich verfolgt.
Wer die Idee zu Basaitis Bild hatte, dessen Konzept entwickelte und den platonischen Mythos – und damit wissentlich auch die Assoziation mit dem Lobpreis der Homosexualität – mit der biblischen Jüngerberufung verband, ist derzeit unbekannt. Aber das Thema, das den Bilderfinder wohl bewegte, wird aus dieser nur für Humanisten dechiffrierbaren Verbindung ersichtlich: die Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Liebe.
- Language:
- German