Full text: Band 17/18 (=109/110)

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Domenico Grimani angeeignet habe; oder in die Zeit nach der Inbesitznahme Pa- 
lestrinas durch die Papstfamilie Barberini im Jahr 1630 – in der Annahme, die Bar- 
berini hätten sich bei den Grimani mit der Schenkung der Reliefs für die Überlas- 
sung von Grundstücken zum Ausbau ihres Palastes unterhalb des Quirinals erkennt- 
lich 
gezeigt18. 
Gewiss war Domenico Grimani ein ebenso leidenschaftlicher 
Antikensammler wie seine Neffen Marino und Giovanni Grimani, und auch spätere 
Angehörige der Familie bemühten sich nach 1595 um den erneuten Ausbau der 
Sammlung19. 
Beide Hypothesen verfehlen jedoch die Lösung des Problems. Als zu- 
treffend erweisen sie sich nur hinsichtlich der zwischenzeitlichen Aufbewahrung 
der beiden Reliefs in Rom, denn diese Annahme wird nun durch neu aufgefundene 
Dokumente bestätigt. 
Der Nachweis war eine ganz unerwartete Entdeckung, die bei der zunächst flüchti- 
gen Sichtung der letztwilligen Verfügung eines Kanonikers namens Mario Conti ge- 
lang, der zwischen dem 7. und 10. Februar 1573 verstarb. Sein Testament datiert 
vom 16. April 1572 und enthält die bislang früheste Erwähnung der beiden heute 
in Wien befindlichen 
Reliefbilder20. 
Sie gehörten zu einer Reihe weiterer Skulptu- 
ren, die damals in Contis Weingärten aufgestellt und zum Verkauf durch seine Er- 
ben bestimmt waren. Der Erlös sollte die Erfüllung der von dem Kanoniker verfüg- 
18 Zur Frühdatierung des Vorgangs siehe Coarelli 1996 (zit. Anm. 16), 467; zur Spätdatierung siehe   Agnoli 
2002 (zit. Anm. 14), 214–216. Die Villa Grimani lag unweit des von den Barberini 1623 erworbenen 
Palazzo Sforza (siehe Maurizio Crocco, Roma. Via Felice: da Sisto V a Paolo V, Rom 2002, 102–107). 
Die Verhandlungen über den Erwerb von Palestrina durch die Barberini begannen bereits 1626 (siehe 
Jörg Martin Merz, Das Heiligtum der Fortuna in Palestrina und die Architektur der Neuzeit [Römi- 
sche Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Bd. 29], München 2001, 107 f.). 
19 Zu Domenico Grimani (1461–1523) siehe Pio Paschini, Domenico Grimani, cardinale di Marco, Rom 
1943 (zur Antikensammlung bes. 146–150), sowie Marilyn Perry, Cardinal Domenico Grimani’s Le- 
gacy of Ancient Art to Venice, in: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 41, 1978, 215–244. 
Zu Marino Grimani (1488–1546) siehe Pio Paschini, Le collezioni archeologiche dei prelati Grimani 
del Cinquecento, in: Atti della Pontificia Accademia Romana di Archeologia, Rendiconti 5, 1926–1927, 
149–190. 
20 Siehe Archivio di Stato, Rom [fortan ASR], Collegio dei Notai Capitolini, vol. 651, fol. 476–478, hier: 
fol. 477v. Conti verfasste am 20. Januar sowie am 6. und 7. Februar 1573, wenige Tage vor seinem Tod, 
noch drei Kodizille. Im letzten vermachte er der Basilika von Santa Maria Maggiore zwei silberne 
Kandelaber (siehe ASR, Collegio dei Notai Capitolini, vol. 651, fol. 482–485). 
Abb. 5: Testament des Kanonikers Mario Conti 
vom 16. April 1572 mit der Auflistung der 
Skulpturen in seinem Besitz, Detail. Rom, 
Staatsarchiv, Collegio dei Notai Capitolini,   
vol. 651, fol. 477v. (©: Rom, Staatsarchiv,   
Publikationslizenz: ASR 71/2014.)
	        
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