Full text: Sprechendes Metall? Die Rüstung als Objekt und Bedeutungsträger in Gesellschaft und Kunst des Spätmittellalters (16)

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,Kriegsbuch‘/,Büchsenmeisterbuch‘/,Feuerwerks­ 
buch‘ vergleichbar sind. So zeigt diese Abbildung 
eine ideale Marschformation, wie auch die darauf­ 
folgende Abbildung den sicherlich ebenfalls ideal­ 
typischen Aufbau eines Heerlagers mit Wagenburg 
abbildet. Weitere Abbildungen sind zudem vor allem 
technischer Natur, wobei Kanonen, Pulverstampfen, 
Mühlwerke et cetera in allen konstruktiven Details 
dargestellt sind. 
Die Abbildung des Heerzuges zeigt also denselben 
Befund, nämlich, dass Rüstungsteile durchaus 
mehrere Jahrzehnte lang in Gebrauch stehen 
konnten. Will man die Abbildung aber nicht nur in 
diesem Detail als Spiegelung der Realität verstehen, 
so zeigt sie auch, dass Rüstungsteile mit einem derar­ 
tigen Alter dennoch die Ausnahme waren, da die 
überwiegende Mehrzahl der dargestellten Personen 
auf der Höhe der Zeit gerüstet zu sein scheint. Dies 
ergänzt sich wiederum mit der oben zitierten Beob­ 
achtung des Frankfurters Walter von Schwarzenberg 
dem Jüngeren, der das hessische Aufgebot mit 
altfrän- 
kischen Eisenhüten 
eben deshalb bemerkenswert fand, 
weil es nicht dem damaligen Standard entsprach, 
sondern diesen unterbot. 
Abb. V.22: 
Diese gotische ,Brustplatte‘ (Goll-torso-front-protection-type-IV) 
der zweiten Hälfte des 15. Jhs. wurde Mitte des 16. Jhs. durch 
eine Bemalung oder partielle Schwärzung optisch an einen aktu- 
elleren ,Schwarz-Weiß-Harnisch‘ angepasst. Meersburg, Burg 
Meersburg (Altes Schloss), Waffenkammer, Inv.-Nr. unbekannt. 
Abb. V.23a und b: 
Der Schütze mit der roten zerschlissenen Hose trägt eine veraltete 
Beckenhaube, die mindestens 40, eher um die 80 Jahre alt sein 
dürfte. ,Wolfegger Hausbuch‘, um 1480, fol. 51v-52r1;   
ehemals in der Sammlung der Fürsten zu Waldburg Wolfegg. 
Die Rüstung in allen Gesellschaftsschichten des Spätmittelalters – Das Alter der Rüstungen
	        
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