Abb. 175. Daniel Neuberger, Allegorisches Selbstbildnis.
Hannover, Kestner-Museum.
BEITRÄGE ZUR KUNSTTÄTIGKEIT AM
ÖSTERREICHISCHEN KAISERHOFE IM 17.JAHRHUNDERT.
HERAUSGEGEBEN VON ERNST KRIS.
III. DANIEL NEUBERGER
VON HEINRICH KLAPSIA.
BIOGRAPHISCHES.
ls Joachim Sandrart im März 1651 nach Wien kam, 1 lernte er bald, gelegentlich einer Audienz, die
■L X ihm bei Kaiser ferdinand 111. gewährt wurde, »Herrn Daniel Neuberger, berühmten Wachsbossierer«,
kennen, der »mit in das Zimmer gelassen« wurde und »dann gleichfalls Ihr Majestät nacli dem Leben gebildet
und hernach dieses Contrafät zu vielen seinen guten Bildern gebraucht«. So berichtet das Werk »Lebenslauf
und Kunstwerke des woledlen und gestrengen Herrn Joachim Sandrart etc. . . .«, das von seinen »Vettern und
Discipeln« verfaßt und 1675 bei Miltenberger in Nürnberg gedruckt war. 2 Ohne Frage hat das Zusammentreffen
mit Neuberger auf Sandrart einigen Eindruck gemacht, und es liegt nahe, anzunehmen, daß es nicht bei diesem
oberflächlichen Kennenlernen geblieben ist; die Ausführlichkeit, mit der Sandrart über Neuberger in seiner
Academia 3 berichtet, läßt vermuten, daß die beiden Männer vorübergehend in persönlichen Kontakt getreten
sein dürften. Zwar ist über Neubergers Lebensumstände der Vita Sandrarts nur ganz Allgemeines zu entnehmen,
doch ist das, was der Biograph über die »aesthetische Person« auszusagen hat, um so aufschlußreicher und
bekundet sehr regen Anteil an den technisch-künstlerischen Problemen der Kunst des Wachsbossierens. So ist
denn Sandrarts Lebensbeschreibung die Hauptquelle unserer Kenntnis von der Tätigkeit Neubergers. Aus ihr
schöpft wohl im wesentlichen auch Paul Stetten, der in seiner »Kunstgewerbe- und Handwerksgeschichte der
Reichsstadt Augsburg« 4 unter den Wachsbossierern Neuberger besonders hervorhebt und da einer merk
würdigen Arbeit des Meisters gedenkt, die der Autor im Stammbuch seines Freundes, des Optikers Cosmas
* Vgl. den vorigen Jahrgang (ßd. VIII der Neuen Folge, 1934) S. 197 ff.
1 Hofkammerarchiv, Registratur der Hoffinanz: 1651 März 10. Paßbrief für Sandrart auf eine große Kiste mit unterschied
lichen Malereien und anderen Kunstsachen, von Nürnberg nach Wien zu bringen.
2 Joachim von Sandrarts Academie der Bau-, Bild- und Mahlereykünste von 1675, hrsg. von A. R. Peltzer, München 1925, S. 39.
3 Sandrart, 1. c., S. 235 f.
4 Augsburg 1779, S. 439.
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