Full text: Band 1 (N.F.) (I=37)

Die weltliche Schatzkammer in Wien. 
Domini: PER ME REGES REGNANT wiederholt sich in den Formeln, abgesehen von anderen ähnlichen Wen 
dungen, auf folgende Weise: »...., imperator angelorum, rex regnantium dominusque dominantium,. . .« (so im 
[römischen] Ordo ad regem benedicendum, dessen älteste Handschrift in Bamberg aus dem 11. Jahrhundert 
stammt, der in einzelnen Teilen sicher aber noch in die Zeit der Ottonen zurückgeht 123 , und ebenso in der 
allgemeinen [römischen] Formel der Königskrönung 124 ). Oder: »... rex regum ...« und »..., cum Rege regum...« 
(beides im Ordo ad regem benedicendum 125 ). Oder: ». . ., rex regum et dominus dominantium, . . .« (so in der 
eben zitierten Formel 126 und ebenso im Ordo ad consecrandum regem der Kölner Handschrift vom Ende des 
io. Jahrhunderts 127 ). Oder: ». . ., rex regum et dominus dominorum, . . .« (an der eben zitierten Stelle 128 ). 
Der Sinn des Satzes auf der dritten Emailplatte: HONOR REGIS IVDICIVM DILIGIT (»ein rühmlicher 
König liebt gerechtes Gericht«, wie Murr 129 übersetzt) wiederholt sich in folgenden Wendungen der Formeln: 
». . ., quatinus justiciam diligens, per tramitem similiter justiciae populum ducens, . . .« (so im Ordo ad 
regem benedicendum 130 und ebenso in der allgemeinen [römischen] Formel der Königskrönung 131 ). Oder: 
».. .; et imitando ipsum (sei. David), diligas justiciam...« (so im Ordo ad regem benedicendum 132 und 
ebenso im Ordo ad consecrandum regem der Kölner Handschrift 133 und, nur daß es statt ipsum illum heißt, 
in der allgemeinen [römischen] Formel der Königskrönung 134 ). 
Zu beachten ist hier, daß als das nachahmenswerte Vorbild des gerechten Königs David, aus dessen 
Psalmen (XCVIII, 4) allerdings der Satz der Schriftrolle stammt, und nicht, wie man etwa meinen könnte, 
der durch sein Urteil berühmte Salomo aufgestellt wird, und daß es auch auf der Krone David ist, der das 
Band mit dem von ihm gesprochenen Satz in Händen trägt. 
Die Worte: Honor regis iudicium diligit, zweifellos ein im Mittelalter häufig gebrauchtes Zitat, finden 
sich einmal in der Arenga einer Urkunde Konrads III. 135 
Der Sinn der Inschrift auf der vierten Emailplatte: TIME DOMINVM ET RECEDE A MALO (Sprüche 
Salomonis, III, 7) kehrt, in seine zwei Bestandteile zerlegt, in folgenden Wendungen der Formeln wieder: »Tibi 
semper cum timore sit subditus . ..« (so im Ordo ad regem benedicendum 136 ebenso in der allgemeinen 
[römischen] Formel der Königskrönung 137 und im Ordo ad consecrandum regem 138 ). Oder: ». . . et in omnibus 
operibus suis te semper timeat, ...« (so im Ordo Romanus ad benedicendum imperatorem quando coronam 
accipit 139 ). Oder: ». . . te semper timeat . . .« (ebenda 140 ). Oder: ». . . semperque te timeat. . .« (so im Ordo 
ad coronandum regem 141 ). Der andere Bestandteil des Spruches ist in folgendem Satz enthalten: ».. . et odio 
habeas iniquitatem; . . .« (so im Ordo ad regem benedicendum 142 , ebenso in der allgemeinen [römischen] 
Pormel der Königskrönung 143 und im Ordo ad coronandum regem 144 ). 
Diese Feststellung des Zusammenhanges der Inschriften auf der Krone mit den Krönungsformeln läßt 
zwar auf das Alter der Krone keinen zwingenden Schluß zu und noch weniger einen solchen auf ihren 
Entstehungsort, immerhin weist sie aber nach, daß namentlich der Gedankeninhalt der charakteristischesten 
Szene auf der Krone, nämlich jener, die den Propheten Isaias und den König Ezechias darstellt, bereits in 
einer spätestens im 10. Jahrhundert entstandenen Formel vorkommt und daß daher einem Ansatz der Krone 
in die Zeit Konrads II. von dieser Seite aus nichts im Wege steht. Vergleicht man aber die Inschriften der Krone 
mit den nicht wenigen Stellen, die den König an seine Pflichten gegenüber der Kirche gemahnen, in den 
Formeln, so muß man sagen, daß die Wahrscheinlichkeit, die Krone sei vor Investiturstreit und Kreuzzügen 
entstanden, erheblich wächst. 
Historische Nachrichten. 
Es muß auffallen, daß Otto v. Falke an der bereits oben zitierten Stelle in der auf die Düsseldorfer 
Ausstellung des Jahres 1902 zurückgehenden Publikation 145 ausdrücklich von der nach 1027 für Konrad II. 
123 Waitz, 1. c., S. 39- — 124 Waitz, 1. c., S. 71. — 125 Waitz, 1. c., S. 40 und 41. — 126 Waitz, I. c„ S. 43. 
'" 7 Waitz, 1. c., S. 86. — 128 Waitz, 1. c., S. 79. — 129 Murr, Reichskleinodien, S. 6. — 1,0 Waitz, 1. c., S. 38. 
131 Waitz, 1. c„ S. 73. — 132 Waitz, 1. c., S. 41- — 133 Waitz, 1. c., S. 84. — 133 Waitz, 1. c., S. 74. 
135 Stumpf, RK., jio: »Religiosorum petitionibus aurem pietatis accommodare et que ad dei cultum pertinent summo 
benivolenti?, Studio promovere regi§ liberalitatis est, cuius honor iudicium diligit, ...« 
Ich verdanke diesen Hinweis Hofrat Prof. Dr. Emil Ottenthal, der mir auch sonst mit seinem wertvollen Rate aufs 
freundlichste an die Hand ging. 
136 Waitz, 1. c, S. 35- - 137 Waitz, 1. c., S. 71. - 138 Waitz, 1. c., S. 85. - 139 Waitz, 1. c., S. 63. - “° Waitz, 1. c, S. 67. 
141 Waitz, 1. c., S. 81. - 142 Waitz, 1. c., S. 41. — 143 Waitz, 1. c., S. 74. — 144 Waitz, 1. c., S. 84. 
145 Später, 19:3, im »Mainzer Goldschmuck« (S. 22) setzt Falke allerdings (vgl. oben S. 21) die Anfertigung der Krone 
schon in das Jahr 1025, d. i. die Zeit vor Konrads II. Antritt der Romfahrt. 
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