Full text: Band 1 (N.F.) (I=37)

Die weltliche Schatzkammer in Wien. 
platten der Krone seltener vor als auf den Trierer Bleiplatten. Im allgemeinen wirken die Inschriften der Krone 
etwas altertümlicher, so daß man sie etwa für die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts in Anspruch nehmen möchte. 
Der Schrift auf den ersten beiden Essener Kreuzen (ungefähr 973—982) 67 ist die Goldschrift auf den 
Schmelzplatten der Krone insoferne sehr ähnlich, als beide alle jene Eigentümlichkeiten zeigen, die sich aus dem 
selben Material und derselben Technik mit einer gewissen Notwendigkeit wie von selbst ergeben. Von Buchstaben 
formen aber, die eben vorher als für die Goldschrift der Krone besonders charakteristisch hervorgehoben wurden, 
findet sich eigentlich auf den Essener Kreuzen so gut wie nichts. Das A hat dort immer auch den wagrechten 
Querstrich oben, sein Mittelstrich ist dort aber nur auf dem zweiten Kreuze wagrecht, während er auf dem 
ersten v-ähnlich eingeknickt ist. Einen zwingenden Schluß auf Gleichzeitigkeit gestattet der Vergleich der Gold 
schriften auf der Kaiserkrone in Wien mit denen auf den ersten beiden Essener Kreuzen jedenfalls nicht. 
Mit der Schrift am beweglichen Bügel, die durch Golddraht, auf dem dicht Perlchen aufgereiht sind, 
gebildet wird, läßt sich naturgemäß wenig anfangen. Hier fehlen z. B. alle Querstriche an den Schaftenden 
vollständig, was aber wahrscheinlich mit dem zur Verfügung gestandenen Material zusammenhängt, worin 
solche kleine Querstriche nur sehr schwer hätten ausgeführt werden können. Auch hier wechseln £ und E, das 
unziale m, das hier neben dem Antiqua-M vorkommt, hat eine andere Gestalt als auf den Schmelzplatten. Daß 
Ligaturen häufiger auftreten, läßt sich am einfachsten wohl durch die Knappheit des vorhandenen Raumes erklären. 
Ergebnis: Die Form der Schrift auf den Schmelzplatten der Krone weist ungefähr auf die zweite 
Hälfte des 11. Jahrhunderts hin. 
Die Namensform Chuonradus auf Kreuz und Krone. 
Bevor der Inhalt der Schriften auf der Krone untersucht wird, muß die Namensform Chuonradus, die 
auf dem Bügel der Kaiserkrone und auf dem Reichskreuz gleichermaßen vorkommt, näher betrachtet werden. 
Sieht man die Urkunden Konrads II. 68 an, so ist in ihnen die Form Chuonradus unzweifelhaft die 
häufigste. Sie kommt in 280 Urkunden 190mal vor 69 , 23 mal findet sich Chonradus 70 , 22 mal Chönradus 71 , 
16 mal Chunradus 72 , sechsmal Chounradus 73 , viermal Chünradus 74 , je dreimal Choradus 75 und Churadus 76 , 
zweimal Chuoradus 77 , je einmal Chönradadus 78 Chunoradus 79 Chuonratus 80 und Cohoradus 81 . Die Schreibung 
des Namens mit h kommt also in 280 Urkunden 273 mal vor. 43 mal ist der Name Conradus 82 , je zwölf 
mal Cunradus 83 und Cuonradus 84 , zehnmal Cunradus 85 , viermal Conradus 86 , je zweimal Coradus 87 und 
Corradus 88 , je einmal Conrardus 89 und Curradus 90 , schließlich zweimal Kuonradus 91 und je einmal Kon- 
radus 92 und Könradus 93 geschrieben. 
Ganz anders verhält es sich mit den Urkunden Konrads III. Da kommt bei Stumpf (»Reichskanzler«) 94 
die Schreibung Chuonradus überhaupt nicht mehr vor, die Schreibung mit h (Chonradus) nur einmal 95 . 
67 Humann, 1. c., S. 115, Taf. 12, 13, 18 und 19. 
68 H. Breßlau, Die Urkunden Konrads II. Hannover und Leipzig 1909. Monumenta Germaniae historica. Diplomatum 
regum et imperatorum Germaniae tomus IV. 
69 Breßlau, 1. c., Nr. 1, 3, 5, 10—19, 21—23, 25—30, 32—34, 36—45, 47—5°> 53—SC 58—62, 64, 65, 67, 68, 72, 73, 77—81. 
83—85, 87, 89, 90, 93, 98—101, 103—105, 107, 108, 110, 112, 115, 117, 121—124, 128—131, 134—139, 141 —148, 150—154, 158, 
160—170, 172—174, 176—179, 184, 186, 187, 190—193, 195—200, 203, 205—211, 215, 221—224, 226, 231—235, 237—240, 242—244, 
246, 247, 250—257, 260—267, 270, 271, 273, 274, 277—279. 
70 Br. 57, 58, 70, 71, 74, 86, 92—95. 97, 102, 105, 114, 118, 149, 200, 211, 225, 237, 239, 270, 272. 
71 Br. 29, 31, 43, 64, 76, 77, 87, 96, ioi, 105, 108, 149, 151, 152, 170, 183, 211, 213, 227, 229, 255, 277. 
72 Br. 7, 12, 39, 60, 66, 74, 102, x 19, 125, 126, 132, 154, 181, 206, 217, 220. 
73 Br. 24, 70, 235, 263, 272, 274. — 74 Br. 106, 109, 205, 214. — 75 Br. 71, 238, 275. — 76 Br. 63, 86, 241. 
77 Br. 15 103. — 78 Br. 224. — 79 Br. 276. •— 80 Br. 218. — 81 Br. 120. 
83 Br. 9, 20, 38, 46, 51, 56, 57, 61, 69, 70, 75, 81, 82, 88, 91, 92, 95, 97, 114, 116, 117, 132, 133, 155, 157, 182, 188, 201, 204, 
205, 215, 219, 225, 230, 236, 241, 245, 248—250, 258, 268, 280. 
83 Br. 35, 60, 66, 71, 75, 79, 125, 175, l8 o, 181, 216, 228. — 84 Br. 2, 4, 51, 82, 140, 159, 166, 171, 180, 204. 
85 Br. 6, 8, 37, 48, 52, m, 148, 150, 151, 189, 194, 228. — 86 Br. 33, 34, 170, 176. — 87 Br. 185, 241. 
88 Br. 185, 259. — 89 Br. 202. — 90 Br. 257. — 91 Br. 156, 159. — 92 Br. 156. — 93 Br. 156. 
94 Karl Friedrich Stumpf-Brentano, Urkunden des Kaiserreiches aus dem 10., 11. und 12. Jahrhundert. Zum ersten Male 
herausgegeben. Innsbruck 1865—1881. 3. Bd. der »Reichskanzler«. 
95 Stumpf 333. Eine am 8.—10. Februar 1147 für das Domkapitel von Verona in Nürnberg ausgestellte Urkunde, die 
Stumpf mit Unrecht auf etwas unklare Weise verdächtigt, indem er einmal bloß von einer Interpolation, das anderemal von 
dem angeblichen Original im Domkapitel zu Verona spricht. Die Urkunde ist jedoch, wie mir die Wiener Diplomata-Ab- 
teilung der M. G. freundlichst mitteilt, zwar nicht in der kaiserlichen Kanzlei ausgestellt, aber echt. Auf sie ist hier näher 
eingegangen, weil sie unten in einem anderen Zusammenhang nochmals herangezogen werden muß. 
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