Full text: Band 1 (N.F.) (I=37)

Die weltliche Schatzkammer in Wien. 
in der gleichen Form findet er sich eingemeißelt zwischen zwei Rundschilden und über einem Schwert an 
den aus dem 11. Jahrhundert stammenden Türmen des Siegestores Bab-el-Falufi in Kairo 364 . Als reines Zier 
stück kehrt die Form graviert über dem Beinansatz des zu Beginn des 11. Jahrhunderts auf Geheiß des 
fatimidischen Kalifen El-Hakem-Biamrillah hergestellten bronzenen Greifen in Pisa wieder, den die Kreuzfahrer 
aus Ägypten nach Italien gebracht haben 365 . Auch die Schilde in der bereits erwähnten, dem letzten Jahr 
zehnt des 12. Jahrhunderts angehörenden Ebulohandschrift in Bern haben genau dieselbe Form 366 . 
Die Lilie aber, die als nielliertes Goldblech gleichfalls die Handschuhe ziert, fanden wir in Mosaik 
ausgeführt bereits im Chor des 1185 von Wilhelm II. begründeten Domes von Monreale. Ganz ebenso wie 
hier kommt sie auch an der Krone der Konstanze II. in Palermo vor. 
Schlossers von Erben 367 mit neuen, gewichtigen Gründen gestützte Meinung, daß auch das Mauritius 
schwert aus dem Normannenschatze stamme, pflichte ich vollkommen bei, doch möchte ich bitten, einen 
der Könige mit dem kurzen Szepter auf der Schwertscheide mit der bronzenen Grabplatte König Rudolfs 
von Schwaben (f 1080) im Dom von Merseburg 368 zu vergleichen. Ich finde hier eine auffallende Über 
einstimmung, die mir ungleich größer zu sein scheint als die zwischen der Schwertscheide und den von 
Schlosser herangezogenen unteritalienischen Exultetrollen, freilich vermag ich diese Übereinstimmung einst 
weilen noch nicht zu erklären. 
Schließlich möchte ich zu dem von Erben 369 erwähnten, seit 1796 verschollenen, Schwertgurt bemerken, 
daß er meiner Meinung nach nicht nur zu dem Zeremonienschwert gehört, sondern auch mit diesem Alter und 
Herkunft teilt. Als zugehörig zu diesem Schwert ist er bei Delsenbach auf Tafel III deutlich abgebildet und 
die fünf nuß- oder eiförmigen Zierknäufe, die an ihm hängen, sind ganz ähnlich jenen vieren, die zuunterst 
an den Pendilien der schon mehrfach erwähnten Krone der Konstanze baumeln, derselben Krone, die, wie 
wir bereits gesehen haben, mit dem Zeremonienschwert auch das Würmchenfiligran und die kleinen Rosetten 
gemeinsam hat. 
Abb. 30. Goldgestickter Adler auf der 
Innenseite des linken Kaiserhandschuhes. 
N.B. Auf Taf. XI, XIII und XVsind die einzelnen Teile der goldenen Futterstoffe des Kaisermantels, weil es auf der Ab 
bildung gefälliger aussieht, ringsum abgedeckt. In Wirklichkeit hängen sie natürlich nicht nur miteinander, sondern auch mit der 
unteren Partie des Mantels zusammen. Desgleichen war die Kronplatte auf Taf. VIII, rechts, selbstverständlich niemals von 
ihren Nachbarplatten getrennt, wie es die Abbildung vortäuscht. 
364 Prisse d’Avennes, 1. c., Textband, S. 75, und Abb. 8 auf S. 77. 
365 Prisse d’Avennes, 1. c., Textband, S. 214, Taf. 29. 
366 Erben, 1. c., Abb. 2—4 und 6. 
367 Die Waffen der Wiener Schatzkammer. S. 364 ff. 
368 Vgl. zuletzt H. Beenken, Romanische Skulptur in Deutschland (11. und 12. Jahrh.). Leipzig 1924, S.44 und 45. 
369 1. c., S. 365, Anmerkung 21. 
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