Full text: Band 1 (N.F.) (I=37)

Die weltliche Schatzkammer in Wien. 
auch bei den Emailplatten der deutschen Kaiserkrone der Fall ist, eigens eingefügt. Die gefährdete Stellung 
über den Schulterbeinen scheint es bei beiden Monilien mit sich gebracht zu haben, daß sich die Verbindung 
zwischen Vierpaß und Emaildiskus lockerte und der übergreifende Rand des ersteren abgebrochen und ver 
bogen wurde. 
Von der Oberfläche der Goldscheibe wurden als gliedernde Zeichnung in ziemlicher Breite zwei übereck 
gestellte Quadrate und zwei konzentrische Kreise, deren größeren mit dem Achteck, dem er eingeschrieben ist, 
acht radiale Stege verbinden, ausgespart. Das Email zeigt in den acht Fünfecken die gewisse Rankenlilie, 
die wir als Goldstickerei auch schon auf dem perlbesetzten äußeren Mantelsaum gefunden haben, knapp 
neben dem die Brustschilde angeheftet sind. Das Zickzackmuster im Emailkreis zwischen den beiden Gold 
kreisen und das Gittermuster in den acht Dreiecken am Rand der Scheibe ist abgetreppt, ganz ähnlich den 
gleichfalls abgetreppten Bandstreifen, die auf dem Sündenfallstoff die Bildfelder einrahmen. 
Das gleiche Email wie auf den beiden Brustschilden findet sich auch auf den quadratischen Gold 
plättchen, die abwechselnd mit den eben besprochenen goldgestickten Rankenlilien am perlbesetzten Mantel 
saum sitzen. Platz wäre ja für neunzehn zu beiden Seiten, die vier untersten, dem Boden nächsten, fehlen aber, 
so daß es also am Mantel nur zweimal fünfzehn, das sind im ganzen dreißig, gibt. Siebenundzwanzig von 
diesen zeigen, wie schon gesagt, das streng geometrische Muster des Emails der beiden Brustschilde. Auf 
zweien aber kommt ein graues hunde- oder wolfsähnliches Tier vor und auf einem ein gelber Hase. Der Hase, 
ein beliebtes Zierstück, erscheint, wie wir uns erinnern, auch auf dem Sündenfallstoff und findet sich beispiels 
weise, von Weinranken umgeben, auch auf einem der Relieftondi unter dem Blendbogen an der nördlichen 
Langseite der Kathedrale von Troia 360 . 
Im Bayerischen Nationalmuseum zu München befindet sich ein Emailplättchen, auf das mich Herr Dr. 
Rudolf Berliner freundlichst aufmerksam gemacht hat. Es wurde erst 1907 erworben und stimmt genau mit den 
Plättchen am Wiener Kaisermantel überein. Gleich diesem ist es aus Gold, auch die Seite seines Quadrates 
mißt 18 mm, hier wie dort sind hinten an den vier Ecken 9erförmige Ösen, mittels deren die Plättchen an 
ihre Stoffunterlage angenäht werden können, auf dieselbe Weise in den vertieften Rändern angelötet, und das 
geometrische Muster des Emails des Münchener Plättchens ist genau das nämliche wie beim fünften Plättchen 
von links am Wiener Mantel. Da an diesem acht Plättchen, die wahrscheinlich einmal vorhanden waren, 
abgehen, so ist es nicht ausgeschlossen, daß das Münchener Plättchen eines von diesen acht in Wien mangelnden ist. 
Bemerkungen zu den beiden normannischen Schwertern, den Handschuhen und dem 
einen verlorengegangenen Schwertgurt. 
Wilhelm Erben weiß es in seiner gehaltvollen Abhandlung über die Waffen der Wiener Schatzkammer 
höchst wahrscheinlich zu machen, daß das sogenannte kaiserliche Zeremonienschwert 1185 anläßlich der 
Vermählung Heinrichs VI. mit Konstanze, der Tochter des Normannenkönigs Wilhelm II., von diesem dem 
Staufer überreicht worden sei, als Sinnbild der vormundschaftlichen Gewalt über die Frau. Der altgermanische 
Rechtsbrauch dieser Übergabe war damals auch schon in Italien und bei den meisten Südgermanen ein 
wesentlicher und feierlicher Teil der Eheschließung geworden 361 . Erben macht weiter darauf aufmerksam, 
daß auch die Handschuhe, sollten sie wegen der darauf vorkommenden nieliierten Adlerköpfe auf Heinrich VI. 
bezogen werden, als herkömmliche Gabe an den Bräutigam bezeugt sind 362 . Der einköpfige Adler auf dem 
Mundblech der Scheide des Zeremonienschwertes ist in schwarzem Schmelz ausgeführt. Die Handschuhe 
aber zeigen nicht bloß außen die Adlerköpfe, sondern auch an ihrer hier (Âbb.jo) zum erstenmal photographisch 
abgebildeten Innenseite zwischen Ranken den einköpfigen Adler, und zwar in Gold gestickt, also einen ebenso 
goldenen, wie er sich in der nach Erbens Meinung während der knappen letzten drei Lebensjahre Heinrichs 
(1195—1197) für ihn hergestellten berühmten Berner Miniaturhandschrift, dem sogenannten über ad honorem 
Augusti des Petrus von Ebulo, öfter findet 363 . 
Auf den Plandschuhen kommt außerdem wie ein einziges Mal, und zwar augenscheinlich als alte Aus 
besserung, an dem emaillierten Ärmelbesatz der Tunicella der sogenannte normannische Schild vor. Genau 
360 Wackernagel, 1. c., Taf. XIII. 
361 Erben, Die Waffen der Wiener Schatzkammer. S. 363 f. 
362 Erben, 1. c., S. 363, Anmerkung 12. 
363 Erben, Beiträge zur Geschichte des Geschfftzwesens im Mittelalter. In der Ztschr. f. histor. Waffenkunde, Bd. VII 
(Leipzig 1915—1917), Anmerkung 14 auf S. 90. 
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