VORWORT
I n den Jahren, die dem politischen und wirtschaftlichen Umsturz folgten, haben
wir die Lebensflamme unseres Jahrbuches nur als Funken glimmen lassen,
wohl behütet unter der Asche, geschützt vor reformatorischen Gewaltakten,
die an der Tagesordnung waren und mit denen man vermeinte, auch Dinge
der Wissenschaft und der Kunst ebenso von Grund auf ändern zu können, wie
dies mit der staatlichen Ordnung geschehen war. Zweiundvierzig Jahre lang
von einem der umsichtigsten und liebevollsten Herausgeber, von Heinrich
Zimmermann geleitet, behauptete das »Jahrbuch der Kunsthistorischen Samm
lungen des Allerhöchsten Kaiserhauses« den ersten und vornehmsten Platz
unter den großen kunsthistorischen Publikationen von Weltruf; in sechsund
dreißig Bänden ist nicht nur der Wiener kunsthistorischen Schule, sondern
auch Gelehrten der ganzen Welt die Möglichkeit geboten worden, die Resul
tate ihrer Forschung in mustergültiger Weise der Öffentlichkeit vorzulegen.
Doch nicht die Apologie dieser ältesten kunsthistorischen Publikation soll hier
geschrieben werden! Wir wollen in die Zukunft blicken und, wenn auch ein
gedenk des Erbes, das wir antreten und das uns große Verpflichtungen auf
erlegt, Neues, Lebendiges schaffen. Die Flamme ist nicht erloschen. Wir wollen
sie nun wieder hell lodern sehen!
Wir beginnen — der neuen Zeit Rechnung tragend -— eine Neue Folge
des Jahrbuches. Format und Umfang wurden beibehalten. Beibehalten wurde
auch der streng wissenschaftliche, aller billigen Popularität ausweichende Geist,
der diese Publikation kennzeichnet. Eine kleine Gruppe von Stiftern ermög
licht das Erscheinen, das einst durch die Munifizenz des Kaisers gewährleistet
war. Der Opfermut des Verlages Schroll & Co., in dessen Händen wir unser
Jahrbuch nun sicher glauben, hat uns einen Teil der Sorge abgenommen, der
Beifall in- und ausländischer Freunde uns in unserem Vorhaben ermuntert.
Hofrat Zimmermann scheidet von der Redaktion. Wir Jüngeren wissen
seine geleistete Arbeit zu schätzen, wir wissen ihn zu ehren: er hat uns den
Weg gezeigt, den wir, immer seiner gedenkend, nun schreiten wollen.
L. P.
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