Full text: Band 1 (N.F.) (I=37)

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Die weltliche Schatzkammer in Wien. 
Abb. 28. Der Kaisermantel. 
des Krönungsornates im Jahre 1530 vor der Kaiserkrönung Karls V. in Bologna, wohin aus Nürnberg und 
Aachen mit allen anderen Reichskleinodien und -reliquien auch der Mantel gebracht worden war, aufgenäht 
worden sei 289 . 
Es ist aber nicht wahrscheinlich, daß unter demselben Herrscher zweimal eine Reparatur an den 
Krönungsgewändern vorgenommen wurde. Daß aber 1520, vor der Aachener Krönung Karls V. zum deutschen 
König die Gewänder ausgebessert wurden, und zwar von den Nürnberger Klarissinnen, deren Äbtissin damals 
niemand anderer war als Willibald Pirckheimers edle Schwester Caritas, wissen wir durch zwei Nürnberger 
Ratsverlässe, die zuletzt von Theodor Hampe 290 veröffentlicht wurden, aber früher schon von Franz Freiherrn 
von Soden 291 und von Franz Binder 292 verwertet worden waren. Sie lauten folgendermaßen: »Quarta post 
Egidii (1520) ... Kayser Karls cron, Schwert, zepter mit apfel und claydung soll man alle mit nemen zu 
der königlichen cronung gein Ach. Doch die zuvor den closter frauen zu sannt Clären schicken zu besichtigen 
und ze hefften wo es not ist«. Und: »Sexta vigilia nativitatis Marie (1520) ... Die weyssen kaiser Karls 
dalmatica die weyl sie altershalb zermodert ist, soll man mit einer neuen weyssen seiden uberziehen 293 und 
die kappen (cappa, den Mantel) und kniehosen 294 soll unterfüttern lassen. Die closter frauen zu sant Clären«. 
Diese Reparatur des Mantels aber mußte damals vorgenommen werden, weil der kostbare alte Futter 
stoff, der unter dem alten baldacchino, also abermals längs des Manteldurchmessers sitzt, namentlich in der 
Mitte, am Plalsausschnitt über dem Nacken des Trägers, dort, wo an der Innenseite des Mantels das ganze 
Gewicht hängt, schon stark abgenützt, zerrissen und schleißig war. 
Von diesem höchst merkwürdigen alten Futterstoff hat bereits Bock auf Tafel XXVIII ein Stück in 
vereinfachter farbiger Lithographie reproduziert und darnach hat nicht nur 1903 E. Kumsch 295 sondern auch 
noch 1918 Schlosser 296 eine Netzätzung, Falke 297 1913 sogar einen Lichtdruck gebracht. Bock sagt aller- 
289 Reichskleinodien, S. 151 f. 
290 1. c., Bd. I, Nr. 1263 und 1264. 
291 Beiträge zur Geschichte der Reformation, Nürnberg 1855, S. 118. 
292 Charitas Pirkheimer. 2. Auf!., Freiburg i. Br. 1878, S. 34. 
293 Der alte Grundstoff, wie der neue ein schwerer, weißer, ungemusterter Seidentaffet, ist unter dem neuen noch erhalten. 
294 Das sind die Strümpfe. Sie sind inwendig, soweit außen die Goldborte oben reicht, mit einem hellgrünen Seidenstoff 
gefüttert. Die Goldborte selbst ist stellenweise mit hellgrünen Seidenfäden recht lieblos gestopft. 
295 Mittelalterliche Flechtgewebe. Ztschr. f. b. K., Leipzig 1903, S. 315, Abb. 8. 
296 1. c., S. 58, Abb. 31. 
297 Otto v. Falke, Kunstgeschichte der Seidenweberei. Berlin 1913, I. Bd., Abb. 197. 
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