Vorwort
Gemäß der wissenschaftlichen Tradition des Jahrbuchs des Kunsthistorischen Museums Wien gelangen auch in die
sem Band Aufsätze, Miszellen und Archivalien zur Publikation, die sich vornehmlich auf die Sammlungen des Hauses
und ihre Objekte beziehen. Unterschiedlich in ihrer jeweiligen Ausrichtung leisten sie allesamt einen wesentlichen
Beitrag zu Verständnis und Kontextualisierung der reichhaltigen Bestände des Museums.
Christof Metzger beleuchtet eine Sonderform deutscher, humanistisch geprägter Bildniskunst aus dem Dürerkreis, bei
der es sich um charakterologische Studien jenseits konkreter Personendarstellung handelt. Carlo Corsato widmet sich
der komplexen Problematik der Jahreszeiten-Serien aus der Bassano-Werkstatt und sucht deren Abfolge und Zusam
mengehörigkeit zu klären. Die Identifizierung einer antoninischen Kaiserbüste auf David Teniers Gemälde der Galerie
Erzherzog Leopold Wilhelms mit einer in der Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums erhaltenen Büste
des Lucius Verus gelingt KoljaThurner. Dank einer Auswertung unpublizierten Archivmaterials erweitert Stefan Kör
ner das Bild von der Kaiserkrönung Josephs II. um eine detailreiche Schilderung des vom böhmischen Wahlbotschaf
ter, dem Fürsten Nikolaus I. Esterhazy, aus diesem Anlass betriebenen Repräsentationsaufwands.
In den Miszellen geht Elisabeth Trinkl auf den Ausgräber und Fundort von vier weißgrundigen Lekythen im Besitz
der Antikensammlung ein, während Martina Nothnagel die Tatsache erhärtet, dass es sich bei den Bestattungen von
Untersiebenhrunn, einem der außergewöhnlichsten Funde der Völkerwanderungszeit, ausschließlich um die Grable
gung einer Frau und eines Kindes handelt. Elisabeth Pokorny-Waitzer stellt einen Dokumentenfund aus Modena vor,
dem im Hinblick auf Tizians Bild der Violante in der Gemäldegalerie Interesse zukommt. Angaben zur Provenienz von
zwei oberitalienischen Kabinettschränken der Kunstkammer aus Catajo sowie eine Zuschreibung ihres Bilderschmucks
an den Veroneser Maler Marcantonio Bassetti bietet Davide Dossi. Ulrich Becker liefert schließlich mit Hilfe eines
Stichs eine Vorstellung von einem seit Kriegsende verschollenen Bild der Gemäldegalerie von Nicolaes Berchem.
Der zweite Teil des Bandes ist bedeutendem Archivmaterial gewidmet. Mit der Edition des Kassabuchs von Erzherzog
Ernst durch Alexander Wied und Herbert Haupt liegt erstmals der gesamte Text dieser wertvollen Quelle ungekürzt
und kommentiert vor, der für die von Ernst getätigten Erwerbungen während seiner Statthalterschaft in den Nieder
landen von Bedeutung ist. An Hand von bislang unbekannten kaiserlichen Marstallinventaren, hier in vollem Wort
laut in Form einer Quellenedition präsentiert, wird von Mario Döberl der gesamte Fuhrpark von Kaiser Leopold I.
rekonstruiert.
Mein ausdrücklicher Dank geht an die Autorinnen und Autoren sowie an alle, die am Zustandekommen dieses Ban
des beteiligt waren. Besonders möchte ich mich bei Gabriele Heike für ihr redaktionelles Engagement bedanken.
Annette Schäfer danke ich für ihr wie stets sorgfältiges Lektorat, Agnes Stillfried für die Übersetzungen ins Englische,
Sanela Antic für die Bildbearbeitung sowie Anette Klinge für die graphische Gestaltung.
Dr. Sabine Haag
Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums